Auf den Inseln
Rezension von André Jarosch

Das Box-Cover ist recht neutral und erst auf den zweiten Blick (dem tatsächlichen LESEN des Titels) von dem der Amerika-Box zu unterscheiden.
Im inneren der Box findet sich dann ein dickes Buch (mit einem stimmungsvolleren Cover), zwei A5 Heftchen und einige Handouts auf Glanzpapier, zwei Landkarten auf Glanzpapier und eine beidseitig bedruckte Karte auf gröberem Papier.

Das Vorwort des Haupt-Bandes weist zwar zur Genüge darauf hin, aber auch hier sei es noch einmal gesagt: Dies ist sowohl die erste von deutschen Autoren geschriebene, als auch die erste in Deutschland spielende Kampagne!

Vorbemerkung:
Im Gegensatz zu den meisten Abenteuer die „irgendwo da draußen“ sind, haben die vorliegenden Szenarien eine genaue Vorstellung WANN sie in den 20er Jahren spielen sollen.

Nach einer kurzen Einführung beginnt auch schon das erste der drei Abenteuer: „Mediis tranquillum in undis“. Nach einer Beschreibung, einschließlich eines Textes aus einem Touristenführer, beginnt das Szenario im Sommer 1923 in Borkum (auf Borkum?). Neben dem eigentlichen Plot gibt es jede Menge falscher Fährten (auch wenn nur ein Absatz „Roten Hering“ betitelt ist) und Berge von Gerüchten, um dem Abenteuer genug Abwechslung zu verleihen.
Nicht gerade die direkte Nachbarschaft von Borkum, sondern am anderen Ende der deutschen Inseln der Nordsee spielt „Ekke Nekkepenn“, das zweite Abenteuer: auf Sylt. Das Abenteuer plätschert zunächst so vor sich hin, bis sich die Charaktere immer mehr und mehr mit seltsamen Ereignissen konfrontiert sehen. Dieses im Winter 1924 angesiedelte Szenario gefällt mir besser als das zuvorige, obwohl sie auch recht viel gemein haben. Das Abenteuer wird unterstützt von Sagentexten, Hintergrundbeschreibungen, so wie Hinweisen, wie worauf man beim Spielleiten achten sollte (basierend auf Testspielen).
Das dritte Abenteuer, „Der Ruf des Meeres“, spielt im April 1929 und Beginnt in Hamburg, setzt die Handlung dann aber an des schleswigschen Küste von Nordfriesland fort. Auf Halligen, mit den Gezeiten rechnen, einen Tauchgang in der Nordsee machen...bestimmt alles Dinge, die die Charaktere nach den Erlebnissen der vorherigen Abenteuer bestimmt nicht mehr machen wollten, um die sie aber nicht herumkommen, wenn sie Geheimnisse lösen und die Gefahr beseitigen wollen.
Viele Ergänzende Texte und Hintergrundinfos begleiten auch dieses Szenario.

Das Buch selbst ist zusätzlich mit kleinen Karten und Zeitgenössischen Photos aufgepeppt.
Ach ja „Zeitgenössische“ Photographien... Errol Flynn in jungen Jahren, Henry Fonda in seinen 50ern, ein Photo aus „Eine Leiche zum Dessert“ (aus den 60ern und auch dort spielend) und noch zwei, drei Schauspieler (deren Namen mir entfallen sind, die ich aber als solche identifizieren konnte). Nicht alle Photos sind tatsächlich aus den 20er Jahren und die Schauspielergesichter verderben mir die sonstigen wirklich stimmigen Bilder ein wenig. Frank Heller hat diese Kritik bereits zu hören bekommen und gelobt, dass solche Schnitzer nicht mehr vorkommen werden.

Der „Touristenführer Borkum“ und das Büchlein „Sagen & Legenden“ enthält Material, welches schon im Hauptbuch enthalten ist, hier aber schöner aufgemacht präsentiert wird und als Handout gedacht ist.
Eine beidseitig bedruckte Karte von Borkum (eine Seite die Insel, die Gemeinde, Seezeichen, Reiseverbindungen und die Emsmündung; auf der anderen Seite die Gemeinde Borkum in groß), ein Nachdruck aus den 20ern, begleitet die Hefte.
Eine gezeichnete Karte von Sylt und der Nachdruck einer Karte der Deutschen Bucht werden, wie die Handouts (Briefe, Notizen, etc.) auf Hochglanzpapier präsentiert. Es wäre wahrscheinlich schöner gewesen, diese auf gröberem Papier zu haben, aber da diese Texte in Farbe sind, bleibt mir nur zu vermuten, dass dies produktionstechnisch einfacher war.

In Sachen Recherche, 20er Jjahre Stimmung und Präsentation eine glatte 1, aber die Abenteuer sind okay: 3+. Mehr aber nicht.

Da die Handouthefte nur Reproduktionen der bereits im Grundbuch enthaltenen Texte sind, die Handouts nicht farbig sein müssten und daher auch hätten ins Buch integriert werden können und die farbigen Karten (wie beim Berlin-Band) ins Buch mit eingebunden werden können halte ich die Box für unnötig. Das reine Buch, mit der Modifikation die losen Materialien mit einzubauen,  hätte es völlig getan!
Die Box hat nur den Vorteil eine weitere Box zu haben in der man die weiteren noch zu veröffentlichen Hefte aufbewahren kann (Box für deutsche Abenteuer?).


Auf den Inseln – Versunkene Städte und Männer aus dem Meer
von Frank Heller, Ingo Ahrens und Jan Christoph Steines
Pegasus Press; 2002
194 Seiten, 8 Seiten, 16 Seiten, 3 Farbkarten und einige Handouts; € 44.95 (bei
Pegasus)