CTHULHU
Cthulhu Regelbuch Rezension von Andre Jarosch

Nun ist es endlich so weit: Pegasus Übersetzung von Call of Cthulhu liegt vor. Wollen wir mal sehen, was sie damit angestellt haben.

Zu allererst fällt die äußerst edle Aufmachung auf. Das Regelwerk verbirgt sich in einem stabilen Einband, auf dessen Vorderseite in großen Lettern das Wort CTHULHU prangt. Das Cover weicht ganz und gar von der amerikanischen Version ab, und zeigt uns, in einer ineinander verschwimmenden Collage, in Beige- und Brauntönen, Teile eines alten Cthulhu Covers (das Auge Cthulhus von der vierten Auflage von Call of Cthulhu), eine verkleinerte Version des Bildes der aktuellen CoC Version und verschiedenste Briefe, Handouts und Symbole. Dazu lugt noch Cthulhu himself durch das C seines Namens hervor. Auf der Rückseite ist ein kleiner Klappentext in verschnörkelten Buchstaben und ein Ausschnitt des
original Covers zu sehen.
Der Rücken ist wie ein alter Ledereinband aufgemacht, und sieht edelst in jedem
Bücherschrank aus, nur das doch sehr vielfarbige Pegasus Press Logo stört das Ganze ein wenig.
Eingeleitet wird das Werk vom obligatorischen Einführungstext der fast jedem Rollenspiel vorausgeht, falls es das erste sein sollte das man je in der Hand hatte. Es folgt das Kapitel über die Spielmechanismen, in denen der Spielleiter, wie auch die Spieler über Charaktererschaffung, Fertigkeitsregeln, die Geistige Stabilität und die Magie aufgeklärt werden. Das Ganze wird von Beispielen anhand des Charakters Harvey Walters begleitet.
Das zweite große Kapitel widmet sich dem Hintergrund und ist hauptsächlich für den Spielleiter gedacht. Es wird auf die Ursprünge des Mythos und H.P. Lovecraft eingegangen, die Geisteskrankheiten und den Wahnsinn, den sich die Charaktere nach und nach einfangen, werden beleuchtet, die Kreaturen und Gottheiten des Mythos werden entschleiert, die Technologie der Aliens wird beschrieben, bekannte Persönlichkeiten aus Lovecrafts Geschichten vorgestellt und, last but not least, es werden ALLE Zauber, die in den letzten 18 Jahren in allen Cthulhu Supplements erschienen sind beschrieben.
Der Dritte Teil des Buches stellt dann auch gleich vier sofort spielbare Szenarien in Amerikas 20er Jahren bereit.
Letztendlich gibt es noch einen nützlichen Anhang mit Preistabellen, Instant-Charakteren, herauskopierbaren leeren Charakterblättern für alle drei Zeitepochen in denen typischerweise Cthulhu spielt: 1920, 1890 und 1990.
Ein Index vervollständigt die Spielbarkeit und den soliden Eindruck dieses Buches.
Die Übersetzung von Heinrich Glumpler ist äußerst gut gelungen, was mich aber nicht verwundert, da er ja auch schon die Laurin Version übersetzt hat, und somit die deutschen Bezeichnungen mit geprägt hat.
Auch die Aufmachung im Inneren kann sich sehen lassen. Die hübschen Seitenränder einiger Kapitel des Originals wurden beibehalten, wie auch die Zeichnungen der Mythoswesen und deren Schattenrisse die das Buch bepflastern. Pegasus hat in dieser Version so gar noch einen draufgesetzt und durch "Ausrisse" an den Seiten oder "Brandlöchern" in den Seiten dem Regelwerk noch einen düstereren Touch verpaßt.

Der Inhalt hält sich eng an das Original, was bedeutet, daß es zum bisherigen deutschen Cthulhu eine Menge Verbesserungen gibt.

  • Alle Fertigkeiten (außer Cthulhu-Mythos) haben jetzt zumindest eine Basischance von 01%.
  • Der Zaubermultiplikator wurde abgeschafft (nur als Optionalregel beibehalten).
  • Der Abschnitt über Geisteskrankheiten und Wahnsinn ist nun viel umfangreicher und nützlicher. Vor allem der Abschnitt über Zeitweiligen Wahnsinn ist nun besser benutzbar.
  • Ein kurzer Abriß über die Technologie der wichtigsten Alien-Rassen wurde
    hinzugefügt.
  • Es sind über 200 Zauber aus den letzten 18 Jahren enthalten.
  • Die Zeichnungen der cthulhuiden Wesen sind fast alle Neu.
  • Außer einer Besprechung der wichtigsten Mythos Bücher á Detail gibt es noch eine Tabelle mit fast 50 weiteren Mythos-Büchern, die den Geschichten verschiedenster Autoren entnommen wurden.
  • Die Karte von Arkham ist nun von viel höheren Qualität als die "Bauklotz"-Karte von früher.
  • Die optionalen für Verfolgungsjagten wurden mit aufgenommen.
    Weitere "Kleinigkeiten" wurden überarbeitet, wovon die wichtigsten die
    Waffentabelle, Preislisten und die Einkommen der Charaktere sind.

Wer das deutsche Regelwerk mit dem amerikanischen vergleichen will, dem sei gesagt das es diesen Vergleich keinesfalls zu scheuen braucht. Da die deutsche Sprache nun mal ein wenig mehr Platz beansprucht wie die englische um das selbe auszudrücken ist es nicht verwunderlich, daß das deutsche Cthulhu mit 336 Seiten um 48 Seiten dicker ist wie Chaosiums Version, obwohl von dieser 33 Seiten fehlen.
Herausgenommen wurden:

  • die Kurzgeschichte "Call of Cthulhu" von H.P. Lovecraft, aus rechtlichen Gründen wie ich vermute
  • zwei Seiten mit Cthulhu Cartoons, die zum einen nicht zwingend erforderlich sind, und zum zweiten auch schwierig zu übersetzen gewesen wären.
  • Zwei Timelines über Katastrophen und Geschichte mit je zwei Seiten, "Disasters, Natural and Man-Made" und "A Hundred Years & More", wurden herausgenommen, die dritte Timeline "Okkulte, kriminelle und futuristische Ereignisse" allerdings blieb erhalten. Warum? Keine Ahnung!
  • zwei Seiten über "Resources for the Game", die im Original selbstverständlich nur die US Quellenmaterialien angaben und somit für deutsche Spieler nicht von Interesse gewesen wären.
  • zwei Seiten über "Reference for Keepers & Players", die die erhältliche
    Sekundärliteratur der USA beleuchten.
  • eine Seite mit Chaosium Eigenwerbung für ihre weiteren noch lieferbaren
    Supplements "Cthulhu Supplements".

Alles in Allem kann man nur anmerken das wir mit diesem Cthulhu-Start von Pegasus mehr als zufrieden sein können. In diesem speziellen Fall bin ich sogar zum ersten mal der Meinung, daß die deutsche Version besser ist wie das von Chaosium vorgelegte Original.


Cthulhu (Originaltitel: Call of Cthulhu)
Regelbuch von Sandy Petersen, Lynn Willis
Pegasus Press; März 1999
336 Seiten; € 35.80 (bei
Pegasus)