Cthuloide Welten # 11
Rezension von Karsten Sassenberg

Pünktlich im Oktober zu „Essen spielt 06“ erschien die 11. Ausgabe der Cthuloiden Welten. Mal schauen, was diese Ausgabe anzubieten hat. Nach dem Vorwort folgt wie gewohnt die Übersicht über cthuloide Neuerscheinungen, d.h. Neuerscheinungen mit Cthulhu-Bezug in allen Medien.
Dann folgt das Kurz-Szenario „Ein Fund vom Meer“, welches sich als Auftakt zu der bei Pegasus veröffentlichten Kampagne „Auf den Inseln“ versteht. Es kann aber auch als eigenständiges Szenario gespielt werden, bietet hierfür aber zu wenig Substanz, es sei denn, man benutzt es als Ausgangspunkt für eine eigene Kampagne. Denn aufgrund seiner Konzeption bietet es ja keine „Auflösung“ sondern legt Spuren für folgende Spielsitzungen. Als Kampagnenergänzung ist es gelungen. Es bleibt aber die Frage, ob es nicht vielleicht auch als Ergänzung auf der Pegasus-Website besser gepasst hätte. Immerhin wurde die Kampagne bereits 2002 veröffentlicht.
In der Reihe „Cthuloide Schauplätze“ wird diesmal die „Central-Bibliothek“ vorgestellt: Sehr nützlich, denn der Gang in eine Bibliothek ist in sehr vielen Szenarien so selbstverständlich wie in Fantasy-Systemen der Dungeon. Dem geplagten Spielleiter, der nicht immer eine neue Bibliothek als Kulisse auszudenken , wird hier eine Bibliothek samt Grundriss und Personal geboten. Natürlich auch mit Geheimnissen und Abenteuerideen für diesen Schauplatz. Mit diesem Material kann der SL einen Recherche-Gang in seinem Szenario besser ausgestalten, statt wie bisher die Spieler nur eine Probe auf Bibliotheksbenutzung würfeln zu lassen.
Dann folgt ein ausführlicher Artikel aus der Reihe „Berufe in den Zwanzigern“. Dieses Mal: „Der Archäologe“. Hier wird ausführlich beschrieben, was ein Archäologe eigentlich so genau treibt, wie dieser Berufszweig sich entwickelt hat, warum wo welche Ausgrabungen in den Zwanzigern stattgefunden haben und natürlich, wie diese durchgeführt wurden. Dazu werden drei historische bekannte Archäologen beschrieben und mit Spielwerten vorgestellt. Ein paar neue Berufsbilder zur Charaktererschaffung, z.B. Konservator, und ein kleines Glossar der Archäologie runden diesen äußerst gelungenen Artikel ab. Eine wahre Fundgrube für jede Spielrunde, in der einmal eine Ausgrabung durchgespielt werden soll, und eine prima Ergänzung zu dem vor kurzem bei Pegasus erschienen „Expeditionen“-Quellenband.
Es folgt ein Artikel über den hierzulande wenig bekannten Autoren Clark Ashton Smith, der zum „Lovecraft-Zirkel“ gehörte und den Cthulhu-Mythos mit eigenen Erzählungen gehörig bereicherte.
„Falsch verbunden - Handys bei Cthulhu Now“ ist eine Ideensammlung, um den SL eine Furcht zu nehmen, nämlich die, dass die SC in der Gegenwart ja dank Handy ständig miteinander problemlos kommunizieren können. Dieser Artikel gibt dem SL viele Werkzeuge, seinen Spielern die Furcht vor Handys zu lehren. Pflichtlektüre für jeden „NOW“-SL.
„CTHULHU-LIVE“ stellt das Genre des CTHULHU-LARP vor, und die Erfahrungen einer Organisations-Gruppe. Dazu gibt es eine Übersicht samt Websites diverser Orga-Gruppen.
Da ja 2006 auch das Jubiläumsjahr „20 Jahre deutsches CTHULHU“ ist, folgt der 2. Teil des Artikels „Erinnerungen“, der das Auf und Ab von 1997 bis heute beschreibt. Der erste Teil des Artikels war in der CW #10 abgedruckt.
Es folgt ein mehrseitiges Interview mit Adam Crossingham, Chefredakteur des Schwestermagazins der „Cthuloiden Welten“, „Worlds of Cthulhu“. Adam ist auch Chefredakteur des englischen Magazins „The Black Seal“, ist in der Rollenspiel-Szene ziemlich bekannt und plaudert hier aus dem Nähkästchen.
„Das ist nicht tot, was einmal lacht“ ist ein blasphemischer Artikel von Ralf Sandfuchs. Seine groteske Idee, bei einem Horror-Rollenspiel einmal ein Abenteuer mit Humor, ja eher eine Horror-Komödie zu schreiben, findet sich in diesen lästerlichen Zeilen. Wie verkommen muss jemand sein, eine solche Idee in Worte zu fassen, welche nicht sein darf? Denn nichts ist Grauen erregender, als Humor, wo keiner sein soll. Und dieser Artikel liefert Ideen und Ansätze, wie man ebendiesen einsetzen kann.
Zum Abschluss gibt es wieder Comics aus der Reihe „Unspeakable Vault“.
Auch diese Ausgabe bietet wieder eine sehr gelungene Mischung, auf gewohnt hohem Niveau. Besonders die beiden Artikel „Der Archäologe“ und „Die Central-Bibliothek“ bieten eine Menge Stoff zur Bereicherung eigener Spielrunden.


Cthuloide Welten # 11
von Diversen
Pegasus Press; 2006
100 Seiten; € 6,00 (bei
Pegasus)