OSNABRÜCKER NÄCHTE
Rezension von André Jarosch

"Osnabrücker Nächte" heißt das, nach "Schwarzer Mond", zweite von Armageddon Press herausgegebene Abenteuerheft. Dieses ist schon etwas älter, existierte aber bisher aber nur in einer nicht weiter nennenswerten Fan-Auflage. Doch jetzt haben die beiden Autoren auf der Messe eine unveränderte, dritte Auflage präsentiert.
Das Heft selbst entspricht in etwa in Qualität und Aufmachung seinem Vorgänger: Handouts im Text (zum Herauskopieren, kein Anhang), Fotos von den NSCs, schlichte Karten, gut lesbar gesetzt.

"Osnabrücker Nächte" spielt, wie der Name schon vermuten läßt, im Osnabrück der 20er Jahre. Wie kommt man dazu, einen Abenteuerband in einer so unbedeutenden Stadt spielen zu lassen? Ganz einfach, man wohnt eben zufälligerweise dort! Dieses Abenteuerheft enthält zwei Szenarien: "Der Zeppelin" und "Die Erbschaft".

"Der Zeppelin" ist mit 17 Seiten das längere Abenteuer und hat einen festen Zeitplan - man sollte es im September 1929 stattfinden lassen. Die Charaktere werden vom Direktor der Bibliothek der (zu der Zeit) fiktiven Universität um Hilfe gebeten. Ein Buch mit merkwürdigen Texten bedarf ihrer Aufmerksamkeit, doch die SCs sind nicht die einzigen, die herausfinden wollen, was es damit auf sich hat; und der Konkurrent steht unter Zeitdruck...
Ein sehr gut beschriebenes Abenteuer, welches die Geschichte Osnabrücks gut ausnutzt und sowohl Spannung wie auch Actionsequenzen nicht zu kurz kommen läßt. Da eine Zusammenfassung der Handlung im Abenteuer fehlt, werden sich dem SL die
Zusammenhänge der verschiedenen Personen erst beim Lesen nach und nach erschließen, was dann aber kein Problem mehr darstellt und erst recht nicht vom Spielen des Moduls abhalten soll.

Die Grundidee des zweiten Szenarios "Die Erbschaft" ist für einen Cthulhu-Veteranen bestimmt nichts Neues mehr, dennoch ist es noch immer eine gute Methode, die Charaktere dazu zu bringen, sich mit einem Ort näher beschäftigen zu müssen. Unverhofft kommt einer der Spieler-Charaktere dazu, ein Haus von einem Unbekannten zu erben. Ein Klärungsversuch bestätigt lediglich, daß der Name des Charakters tatsächlich mit dem des Erben übereinstimmt. Bei der Besichtigung des Hauses und den Nachforschungen darüber, wer denn nun der kürzlich Verstorbene gewesen sei, stellen sich einige Merkwürdigkeiten
heraus... 
Ein solides Abenteuer welches, zwar auch in Osnabrück angesiedelt ist, aber nicht ganz so großen Gebrauch von den Örtlichkeiten macht, so daß es in jede andere Stadt verlegt werden könnte.
Es wirkt ein wenig schwächer als der Vorgänger, es wird allerdings aber auch geraten, daß der SL beide Szenarien parallel spielen lassen könnte (Anfang der Erbschaft, dann ein paar Tage Zeppelin, dann der Rest der Erbschaft vermute ich), was beide Szenarien noch interessanter machen könnte.

Alles in Allem kann ich nur abschließend sagen, daß dies eine weitere gute (Fan-)Arbeit ist, die sich zu kaufen lohnt, auch wenn es nicht schlecht gewesen wäre im Heft für Nicht-Osnabrücker einen, ein- oder zweiseitigen, Geschichtsabriß der Stadt abzudrucken (was auch der Grund war, daß dieses Heft nicht schon vor zwei Jahren als "RuneQuest Gesellschaft präsentiert"-Abenteuer nachgedruckt wurde).


OSNABRÜCKER NÄCHTE
von Kai Christoffer & Sebastian Weitkamp
Armageddon Press, 1997
32 Seiten + Karte; € 6,65