Malleus Monstrorum
Rezension von Karsten Sassenberg

Nun ist er endlich erschienen, der "Monsterhammer" für das CTHULHU- ROLLENSPIEL. Der lateinische Titel lehnt sich an das "Malleus Maleficarium" an, den "Hexenhammer", jenes okkulte Werk, dass zur Grundlage der Verbrennung von Millionen Menschen wurde, als der Hexenwahn sich ausbreitete. Wollen wir einmal hoffen, dass dieses Buch nicht ähnliches Unheil anrichten wird und seinem Besitzer keinen Schaden bringt.

Doch kaum blättert man das herrliche Hardcover um, dessen Titelbild wie der Buchdeckel eines uralten, abgenutzten okkulten Buches daherkommt, springt einem eine Warnung entgegen: Ein kleines dunkles Kästchen, worin der Pegasus-Verlag darüber informiert, dass für Schäden, die das Lesen des Buches hervorruft, keine Haftung übernommen wird. Ausserdem findet sich dort der Hinweis, dass es für Kinder oder Erwachsene mit Herz- oder mentalen Störungen nicht geeignet sei. Weiterlesen auf eigene Gefahr!

Und wahrlich, der Inhalt ist starker Tobak. Denn das Vorwort eröffnet dem Leser, dass mehr als 140 Kreaturen des Cthulhu-Mythos in diesem Buch beschrieben würden. Nur: Warum verkündet der Buchrücken, dass über "150 Grauenhaftigkeiten" versammelt seien? Sollten in der Druckerei etwa 10 Wesen entkommen sein? Egal, denn zum einen sind alle Wesen des amerikanischen "Creature Compendiums" vorhanden, zum anderen noch Wesen aus deutschen Mythosgeschichten und deutschen Abenteuern hinzugefügt worden. Und da stellt sich bestimmt die Frage, ob denn dies nicht zuviel des Guten (Schlechten?) sei? Schliesslich handelt es sich ja bei Cthulhu um ein Spiel, in dem die Wesen des Mythos sehr mächtig und tödlich dargestellt sind. Was soll man dann mit all diesen Viechern anfangen? Und genau hier haben die Leute von Pegasus angesetzt. Denn die Wesen werden nicht einfach mit einem Bild und den Spielwerten dargestellt. Zuerst wird angegeben, aus welcher Geschichte bzw. welchem Abenteuer das Wesen stammt, inklusive der Nennung des Autoren. Hier schliesst ein Einführungstext an, der von Personen handelt, die diesem Wesen begegnen. KEINE herkömmliche Illustration, wie man sie aus gewöhnlichen Rollenspielbüchern kennt, ergänzt jetzt den Einführungstext. Statt dessen gibt es Reproduktionen von alten Zirkusplakaten, alten Fotos, Amulette, Fundstücken aus alten Tempeln, Bilder, die von verstörten Kindern gemalt wurden usw. Sogar ein abnormes EEG ist dabei! Es kommen KEINE Wiederholungen vor, zu jedem Eintrag findet man eine SEPARATE "Illustration"! Nun wird das Wesen mit spielrelevanten Werten vorgestellt, und es folgt ein Nachtrag der Einführungsgeschichte, in der in nahezu allen Fällen geschildert wird, wie der tote Protagonist aufgefunden wird, und in welchem Zustand der oft die umstehenden Personen Rätsel aufgibt. Zusätzlich sind oft noch konkrete Abenteuervorschläge in kleinen Kästchen über die Seiten verstreut. Und man bekommt ebenfalls über den ganzen Band verteilt Auszüge aus den Tagebüchern des Sir Hansen Poplan geliefert, eines verschollenen Erforschers des Cthulhu-Mythos.

Ferner ist noch ein kurzer Artikel enthalten, der dem Spielleiter dabei Hilfestellung leisten soll, diese Wesen in das Spiel einzubringen, ohne sie zu konkret zu beschreiben. Uebrigens sind mit Ausnahme von Cthulhu und einigen Aspekten Nyarlathoteps KEINE Wesen des Grundregelwerkes aufgeführt!

Also einmal zusammengefasst: Hardcover, 200 Seiten, aufwändige und schöne Gestaltung, spannend zu lesen, toller Inhalt, gelungenes Layout, dazu sogar ein eingearbeitetes Lesebändchen (GENIAL). Dies ist mehr als nur eine aufgebohrte Uebersetzung eines amerikanischen Supplements, dies ist wahrlich ein HAMMER! So gesehen ist der Titel mehr als passend. PEGASUS ist damit wirklich ein Novum für CTHULHU gelungen. Genügend Stoff & Anregungen für Kampagnen/Abenteuer wo man selbst jahrelange Cthulhu-Spieler mit herrlich ausgearbeiteten "neuen" Schrecken jenseits der bekannten Wesen aus dem Grundregelbuch (Nyarlahotep, Yog-Sothoth, Shub-Nigurath etc.) überraschen kann. Dazu ist das Buch auch geeignet, mal nur so darin zu stöbern.

Einziger Nachteil für Anfänger/Einsteiger könnte sein, dass sie sich jetzt nicht so recht vorstellen können, wie das jeweilige Wesen denn nun ausschauen mag. Denn die "Illustrationen" zeigen die Kreaturen ja nicht direkt. Und auch in den begleitenden Geschichten werden sie ja eher vage beschrieben. Dies könnte sich dann vielleicht doch als echtes Hindernis erweisen...

Scott David Aniolowski, der Autor der amerikanischen Ausgabe schrieb zum deutschen Buch: Pegasus Spiele's Malleus Monstrorum is the most beautiful game book I have ever seen. It is truly a work of art and indispensable for both players of Call of Cthulhu and fans of the Cthulhu Mythos, in general.


Malleus Montrorum
von Scott David Aniolowski und anderen
Pegasus Press; 2003
200 Seiten; €  29.80 (bei
Pegasus)