Glorantha - The Second Age
Rezension von André Jarosch

Erster Eindruck:
Was als erstes auffällt ist, dass das Coverlayout von den übrigen RQ-Büchern abweicht und den Schriftzug Glorantha-The Second Age in den Vordergrund vor dem Schriftzug „RuneQuest“ der Spielreihe stellt. Dabei verwendet der 160 Seiten Einband das selbe Titelbild wie der Spielleitersichtschirm (detaillierterer Kommentar: siehe dort). Der Inhalt präsentiert sich in Vollfarbe in sauberem Layout, mit netten Illustrationen und Karten und ohne jegliche Spielwerte (!).

Inhalt:
Auf der Innenseite des Einbandes befindet sich eine Weltkarte Gloranthas.
In “Willkommen in Glorantha” wird der Leser zunächst einmal mit den Besonderheiten der Welt Glorantha vertraut gemacht: Alles ist magisch, Mythen sind real, die Welt ist flach und hat keinen Mond, das Jahr ist 294 Tage lang, etc. Mit einigen Absätzen wird auf die beiden wichtigen Imperien des Zweiten Zeitalters, die Gottlerner und das Imperium der Wyrmfreunde, eingegangen und jeweils zwei bis vier Absätzen wird auf die beiden wichtigsten traditionellen Kulturen Gloranthas verwendet: Orlanthi Sturmanbeter, Pelorische Sonnenanbeter, Kralorische Drachenanbeter, Teschnische Mystiker, die Vitheler, so wie die Nomaden von Prax und das Savannenvolk vom Kontinent Pamaltela. Die Nichtmenschlichen intelligenten Völker werden ebenso bedacht: Aldryami (Elfen), Chaoskreaturen, Hsunchen (Tiermenschen), Mostali (Zwerge), Timinits (Insektenmenschen) und Uz (Trolle) bilden die wichtigsten Exoten.
Die Wichtigkeit der Götter und die unterschiedlichen Arten der Magie wird besprochen, wie auch die 3 Anderswelten und das Heldenquesten vorgestellt. Ein dreiseitiger Geschichtsabriss von der Grossen Dunkelheit bis jetzt (dem Jahr 908 S.T.) beschliesst das Kapitel.
“Die Zwei Imperien” stellt die beiden wichtigsten Mächte des Zweiten Zeitalters vor: Die Gottlerner und das Imperium der Wyrmfreunde. Mit 10 bzw. 7 1/2 Seiten werden die beiden Kontrahenten vorgestellt und nützliche Tipps gegeben wie man einen Charakter aus diesen Reichen spielt.
In “Wichtige Kulturen” wird auf 8 Kulturen, die Teil von einem der beiden Imperien sind, oder unter ihrer Knute stehen, eingegangen, so dass man einen ebenso guten Eindruck von diesem Kulturen bekommt wie von den beiden Großen Imperien: Die Kralori, ein China-Equivalent steht mit den Gottlernern in Verbindung; die Sturmanbetenden Orlanthi wurden entweder vom Imperium der Wyrmfreunde geschluckt oder stehen zwischen den Fronten; aus der zivilisierten Kultur der Malkioni entstanden die Gottlerner; die Nomaden der Wüste bleiben weiter für sich; das Afrika-Equivalent Pamaltela versucht sich von Gottlernereinflüssen rein zu halten; die sonnenanbetenden Pelorier kämpfen gegen das Imperium der Wyrmfreunde auf verlorenem Posten; das Malysische-Equivalent Teshnos und das Ploynesische-Equivalent Vithela bleiben ihren Traditionen treu.
Unter “Wichtige Völker” wird diese Beschreibung mit den 5 wichtigsten Nichtmenschlichen Völkern wiederholt: Die Aldryami, Pflanzenmenschen, auch Elfen genannt; Drachenmolche, Echsenmenschen; Mostali, Steinmenschen, auch Zwerge genannt; Timinits, Insektenmenschen; und Uz, Dunkelheitsmenschen, auch Trolle genannt.
Der “Welt Gazetteer” nimmt den größten Teil des Buches ein. 14 Regionen werden Vorgestellt, mit geographischer Beschreibung, Politik, Handel, Magie, wichtigen Orten, Herrschern der Region und einem Grund warum man diesen Ort besuchen sollte. Jede Region hat eine kleine Landkarte, auf der die im Text genannten Orte und Merkmale verzeichnet sind. Was auffällt ist, dass alle Regionen des Nordkontinents recht ausführlich beschrieben werden, der gesamte Südkontinent aber nur so ausführlich wie eine einzelne Region. Dafür bekommen die Ozeane und die ausserweltlichen Bereiche je ihr eigenes kurzes Intermezzo. Wer sich in Glorantha auskennt wird bemerken, dass eine Region des Nordkontinents nicht im Gazetteer auftaucht: Ralios. Denn diese Region ist etwas besonderes.
In “Kampagnenhintergrund: Safelster, Städte der Intrigen (Ralios)” wird diese Region noch sehr viel detailierter Vorgestellt. 33 Seiten werden mit Ralios gefüllt und davon sind 22 eine genauere Beschäftigung mit dem Stadtstaat Kustria. Ralios, das ist eine der Regionen in der die Gottlerner und das Imperium der Wyrmfreunde direkt aufeinander treffen und um die Vorherrschaft buhlen.
Der bekannte “Index” führt dann auch zum Ende des Buches.

Für und wieder:
Das Buch bietet auch für Neueinsteiger in Glorantha eine gute Übersicht über alles was so ab geht auf dieser exotischen Welt und das in einer Hintergrundbeschreibung ohne Spielwerte, eine Weltenübersicht die (fast) nichts zu wünschen übrig lässt, Ralios als klasse Kampagnenhintergrund und der Autor Robin D. Laws in Höchstform.
Die Beschreibung des Zweiten Zeitalters bietet eine Menge worauf ein Glorantha-Fan schon lange gewartet hat: Infos über Gottlerner und das Imperium der Wyrmfreunde, Karten und Informationen über Seshnela, Brithos, Slontos, Jrustela und Kralorela bevor sie versunken sind, und viele neue Details.
Neueinsteiger könnten von den vielen gloranthaspezifischen Namen und Begriffen etwas überwältigt werden, aber wenn man sich darauf einlässt ist es ein sehr dankbares Setting.
Ausser ein paar wenigen Fehlern die sich eingeschlichen haben (z.B. wurden die Vulkangötter Caladra und Aurelion vertauscht, so dass n diesem Buch Aurelion der Gott von Caladraland ist, was offensichtlich falsch ist), gibt es eigentlich nur einen einzigen richtigen Wehmutstropfen für den glorantha-Fan: Aus Platzgründen wurde aus dem 200seitigen Buch ein 160seiges Buch. Die fehlenden 40 Seiten, die Ralios ausserhalb der Staftstaaten beschreiben, gibt es jedoch separat als PDF zu kaufen.

Fazit:
Suuuper Buch... egal für wen, ob RQ Einsteiger auf der Suche nach einer neuen Spielwelt oder für den Glorantha-Fan auf der Suche nach exotischen Details die bisher im Verborgenen lagen.
Kaufen! Sofort!


Glorantha – The Second Age
von Robin D. Laws
Mongoose Publishing; Oktober 2006
160 Seiten, Hardcover; $ 30.00 (bei
www.tradetalk.de)