King of Sartar
Rezension von André Jarosch

Das lilafarbene Buch mit dem Wyrm auf dem Cover war die erste Veröffentlichung von Issaries Inc, und ist eine Wiederveröffentlichung des 1992 bei Chaosium herausgekommenen Buches.
“King of Sartar” befasst sich mit Argrath, dem Befreier Sartars, dem 14ten Fürsten von Sartar, dem König des Drachenpasses und dem Gott. Dieses Buch ist ein Glorantha-Dokument wie die meisten anderen Texte über Glorantha vor ihm und berichtet aus subjektiver Sicht der unterschiedlichen gloranthanischen Verfasser. Zusammengestellt im Jahr Harschax 156 (um das Jahr 2900 S.T.) in der weiten Zukunft des vierten Zeitalters (das rollenspielerische „Heute“ wird mit 1620 S.T. angesetzt) betrachten die Texte die Ereignisse des dritten Zeitalters.
Das Buch besitzt keinerlei Illustrationen. Der Text wird lediglich von ein paar groben Karten und Genealogie unterbrochen.
“King of Sartar” ist in mehrere größere Abschnitte zu unterteilen: “Annotated Argrath Saga”, “The Zin Letters”, “Orlanthi Mythology”, “Composite History of Dragon Pass”, “Argrath Book”, “Jalk´s Book” und “Conclusion”.

Die “Annotated Argrath Saga” erzählt auf 20 Seiten die Sage von Argrath, dem historischen Helden des Drachenpasses. Berichtet wird überschwänglich von seinen Taten und Siegen gegen das Lunare Imperium bis zum Herabstürzen des Roten Mondes, in der Art und Weise wie der Helden einer Nation eben umschrieben wird, wenn dieser schon vor Jahrhunderten zur Legende geworden ist. Die “Annotated Argrath Saga” ist ähnlich zu lesen wie es irdische Mythen sind. Ob der Held nun Gilgamesch, Herkules, Siegfried oder Argrath heißt, es ist eine Geschichte die dafür geschrieben wurde, ihn zu rühmen und seine Taten herauszustellen. Und dieser Mann hat es wahrlich es geschafft zum Gott aufzusteigen.

“The Zin Letters” sind ein kurzer Briefwechsel zwischen zwei Schriftgelehrten im Jahre Harschax 0, in dem sie versuchen, herauszufinden wie viel Zeit zwischen Argrath und ihrer Zeit verstrichen ist, da seit der Zeit von Argrath die Kenntnis des geschriebenen Wortes und somit auch der Zeitrechnung für eine Weile verloren gegangen war. Dies stellt den Beginn der neuen Zeitrechnung „nach Harschax“ dar. “The Zin Letters” sind eine Ansammlung von Namen, die ohne pseudo-wissenschaftliche Beschäftigung eines fanatischen Fans damit sinnlos ist.

In “Orlanthi Mythology” werden 50 Seiten lang die wichtigsten Mythen der Orlanthi widergegeben.
Die “Orlanthi Mythology” ist die Basis, auf der die gesamte Kultur der Orlanthi aufbaut und gehört deshalb zum Wissensgrundstock für jeden Erzähler, der in Orlanthi-Gebieten spielen möchte.

Die “Composite History of Dragon Pass” erzählt die Geschichte der Nationen des Drachenpasses (Graslande, Tarsch und Sartar) von der Wiederbesiedlung bis zur Zeit Argraths. Die Geschichte der Grazer, von Tarsch und von Sartar wird nacherzählt, aber selbstverständlich alles aus der Propagandasicht des Autoren dieses Textes, der dieses Werk als Geschenk für Argrath Hochzeit, 1640 S.T., schrieb. Er beschönigte so einiges und wiedersprach sich hin und wieder selbst, vor allem in der späteren Geschichte. Die 64 Seiten der “The Composite History of Dragon Pass” ist ebenfalls ein für Leser interessanter wie auch für Spielleiter nützlicher Text.

In “Argrath Book” werden ein paar spezielle Begebenheiten und Details aus Argrath Leben näher beleuchtet. Die Lichtbringerqueste und seine Abstammung liegen dem Autoren besonders am Herzen. Dies ist ein Dokument, welches nach Argrath Lebzeiten, aber vor der Zeit von Harschax verfasst wurde, und hat 31 Seiten.
Das “Argrath Book” ist wiederum eher was für den pseudo-wissenschaftlichen Aspekt von Glorantha, der eher an Fans gerichtet ist, allerdings gibt es hier einige schöne, sich wiedersprechenden Hinweise auf die Argrath´s (ja richtig: Mehrzahl).

“Jalk´s Book” befasst sich weniger mit den Helden oder Göttern der Orlanthi, sondern viel mehr mit deren Kultur, ihrem Alltagsleben und ihrer Rechtsprechung. Auf  67 Seiten hat jemand mehrere kleinere, zeitgenössische Texte zusammengefasst. Erleuchtend fĂĽr jemanden, der die Orlanthi besser verstehen lernen möchte.
“Jalk´s Book” macht die Kultur der Orlanthi begreiflich; ihre Denkweise und ihr Alltagsleben. Dies ist neben, oder besser gesagt noch vor, der “Orlanthi Mythology” das nützlichste Kapitel. Ein Kapitel, das jeder Erzähler, der vor hat in Sartar zu spielen, gelesen haben sollte.

In der “Conclusion” versucht der Herausgeber des Glorantha-Dokumentes “King of Sartar”, der „zufälligerweise“ auch Greg Stafford heißt, einmal Mythologie und Geschichte zusammenzufassen und stellt für sich selbst die These auf, dass noch gar nicht so viel Zeit zwischen Argrath und seinem eigenen zukünftigen Jetzt vergangen ist, wie bisher angenommen wurde.
Wenn er wĂĽsste, wie Recht er damit hat, und dass die Zeitspanne in Wahrheit noch bedeutend kĂĽrzer ist...
Dies ist die Rechtfertigung, warum der Glorantha-Autor Greg Stafford diese Texte zusammengetragen hat.
Die “Conclusion” enthält einige nette Ideen, ist aber größtenteils wieder zu wissenschaftlich für den normalen Leser.

“King of Sartar” als Ganzes kann durchaus empfohlen werden. Der lesenswerte, nützliche Teil für sowohl Spieler wie auch Spielleiter überwiegen den wissenschaftlichen Aspekt der Glorantha-Kundler, nur sollte man beim schmökern nie vergessen, dass dies Glorantha-Dokumente sind und keine objektiven Wahrheiten.


King of Sartar
von Greg Stafford
Issaries, Inc.; Jun. 1999
286 Seiten; Out of Print