GloranthaCon VIII in Toronto, Kanada
Conbericht von André Jarosch

Zur Bilderserie

Toronto ist eine nette Stadt, zumindest wenn dort ein Kanada-Urlaub beginnt, man gerne U-Bahn fährt, Robin D. Laws als Stadtführer hat, Kälte aushalten kann und den GloranthaCon als Ausgangspunkt nimmt.

Obwohl ich mir am Tag vor unserer Abreise eine heftige Grippe zugezogen hatte, die mich mit Fieber ans Bett fesselte, konnte mich dies nicht davon abhalten den Kanada-Urlaub anzutreten. Zum Glück war unsere Ankunft im Colony Hotel schon zwei Tage vor dem Con, so dass ich bei Conbeginn, trotz der Antibiotika, nicht mehr ganz so matschig war. Aber beginnen wir der Reihe nach:

Als wir in Toronto ankamen stellten wir fest, dass es einen Tag zuvor einen Schneeblizzard gegeben hatte und daher über ein halber Meter Schnee lag. Der Flughafen liegt auch nicht gerade im Stadtzentrum, so dass eine längere Busfahrt zur U-Bahn und von dort eine U-Bahnfahrt ins Stadtinnere anstand. Zur Glück sind die öffentlichen Verkehrsmittel Torontos nicht nur recht günstig, sondern auch gut koordiniert, so dass wir ohne Probleme in Downtown ankamen. Nach einem kurzen Fußmarsch, der sich durch Eis und Schnee und mit Gepäck etwas nerviger herausstellte als erwartet, ward das Colony Hotel auch bald gefunden.
Der erste Tag ging dann mit einer kleinen Stadterkundung (Andy) bzw. Betthüten (André) weiter.

Der zweite Tag wurde komplett mit Sightseeing verbracht (trotz noch lange nicht auskurierter Grippe und immer noch eisigen Temperaturen und Schneemassen). Auch ohne GloranthaCon ist Toronto eine Reise Wert.

Der dritte Tag war sogleich auch der Tag des Conbegins. Da die Eröffnungszeremonie erst am Freitagabend stattfand gingen wir ein weiteres mal auf Stadterkundungstour, wobei wir Robin D. Laws bei seinem Heim auflasen (ja, der Mann wohnt in Toronto!), der uns dann auf eine Insider-Toronto-Tour führte, welche mit einem reichlichen chinesischen Essen in einem seiner Lieblingslokale endete. Man trennte sich dann wieder, um sich nur ein paar Stunden später auf dem Con wieder zu treffen.

Der Großteil des Cons fand in großen Seminarräumen im zweiten Stock (also dem europäischen ersten Stock) des Hotels statt, in dem auch kleinere Spielräume zur Verfügung standen. Die Gäste und Besucher waren kreuz und quer im Hotel untergebracht. Außerhalb des Programms konnte man sich in der Hospitality Suite des Cons aufhalten, in der auch wir untergebracht waren (Dank noch mal an Jeff für die Möglichkeit am „Ort des Geschehens“ zu übernächtigen).

Mit ungefähr 100 Personen war der Con zwar gering besucht, doch muss man dazu auch anmerken, dass die Entfernungen in Amerika einfach weiter sind.

Als Ehrengäste konnten begrüßt werden:
Greg Stafford, Mr. Glorantha und Präsident von Issaries Inc.
und Mark Galeotti, Co-Autor des „Imperial Lunar Handbooks“ und Co-Herausgeber von Unspoken Word

Weitere Gäste waren:
Nick Brooke, der zwar nicht singen kann, es aber immer wieder mit Inbrunst tut
Heather Bruton, die u.a. „Hero Wars“ und „Anaxials Roster“ illustriert hat.
David Dunham, der uns das „King of Dragon Pass“ Computerspiel bescherte
Martin Laurie, Co-Autor des „Imperial Lunar Handbook“ und Militärexperte
Robin D. Laws, Designer des „Hero Wars / HeroQuest“ Systems
Sandy Petersen, Mr. Cthulhu und Glorantha-Mastermind
Roderick Robertson, Miniaturenexperte und Glorantha-Autor
und Ken Rolston, Uncle Ken und Ex-Rune-Czar der RuneQuest Renaissance

Die Begrüßungszeremonie war kurz aber herzlich und wurde von Jeff Kyer, dem Ausrichter des Cons, gleich in den Icebreaker-Event übergeleitet. Die Anwesenden konnten sich einer von drei Gruppen anschließen, die als Anhänger von Irippi Ontor, Danfive Xaron oder Yanafal Tarnils, den Orlanthi dann den Lunaren Weg schmackhaft machen sollten. Die Methoden waren kreativ, als auch sehr...unterschiedlich.
Auf der Lore Auction konnten Fragen gestellt werden, die von einem Expertenteam, gegen eine Gebühr von einem Dollar an den Con, nach bestem Wissen beantwortet wurden.
Aufgrund der vielen von vornherein gut informierten Teilnehmer und dem geringen Wert des kanadischen Dollars war die Lore Auction dieses mal weniger erfolgreich als sonst, aber einige Lacher und neue Einsichten konnten dennoch verbucht werden.
Greg leitete ein Huscarls HQ Game, in dem er Glorantha-Autoren um seinen Tisch versammelte, die noch nie bei ihm gespielt hatten. Ich habe selbst mal kurz zugeguckt/gehört: Es schien eine äußerst amüsante Episode zu sein, an dessen Ende die (lunaren) Charaktere in einem Ritual die Crimson Bat irgendwohin verbannen/versetzen konnten...und sich für Charg entschieden.
Der Sing-along mit Nick & Ken fand am späteren Freitag Abend statt, wobei Andy Nick durch ihre gesangliche Hingabe und Nick mir durch neue sarkastische Hero Wars Songs auffiel. Leider blieb mir die direkte Teilnahme versagt, da ich parallel dazu meine HW Spielrunde „Sting against Sting“ leiten musste, welche dann bis spät in die Nacht dauerte und zwar nicht in die Richtung lief die ich gedacht hatte, aber bei der alle anwesenden, einschließlich meiner selbst, zumindest ihren Spaß hatten.

Der Samstag begann mit Trollball. Wir gehörten zu 8 wackeren Schneetrollen die sich in den kleinen Park neben dem Hotel begaben und unter der Führung zweier Uz-Mistresses versuchten mit Trollinge zu punkten. Wir mussten feststellen, dass es bei der Kälte besser war in Bewegung zu bleiben, es bei einem halben Meter Schnee nicht einfach, aber deutlich weicher war, wenn man fiel. Eine weitere Erkenntnis die wir gewinnen konnten, war der Fakt, dass es nicht besonders einfach ist verlorene Teile eines weißen Trollings im Schnee wiederzufinden.
Während im Anschluss verschiedene Seminare rund um Glorantha und Cthulhu, als auch das fünfstündige Free Form „Birth of the Goddess“ stattfanden, nahmen wir uns eine Auszeit vom Con und suchten statt dessen das Science Center von Toronto auf.
Wir trafen gerade rechtzeitig wieder im Hotel ein, um uns für das GTA-Dinner zurecht zu machen: Es war schließlich ein „Dinner“, also machten wir uns ein wenig zurecht! Standen damit aber dann völlig allein auf weiter Flur, da die anderen Teilnehmer in typischer Con-Tracht aufschlugen: Jeans und T-Shirt.
Auf dem GTA-Banquet (mal Banquet mal Dinner genannt) fand dann auch die GTA-Party statt: Preise für die Best of Glorantha des Jahres 2002 wurden vergeben, und Greg war es sichtlich peinlich, dass Issaries Inc. selbst so viele dieser Preise gewann. Die RuneQuest Gesellschaft e.V./Chaos Society hat zwar leider nichts gewonnen, doch in einer Dankesrede von Greg wurde die RuneQuest Gesellschaft e.V. explizit noch einmal besonders hervorgehoben, da sie in den vergangenen Jahren viel zu häufig unerwähnt blieb und, um Greg Stafford zu zitieren, „in der ganzen Zeit doch mehr produziert und zu Glorantha beigetragen hat, als Issaries selbst“.
Zwar wurde in Toronto nicht HeroQuest präsentiert, aber immerhin das „Imperial Lunar Handbook“, das erste HQ Supplement, was den Titel „HQ Kickoff“ für den spätabendlichen Event rechtfertigt. John Hughes, unser Mann in Aldachur, wurde per Internetverbindung aus Australien zugeschaltet und war somit virtuell bei uns (aber der Ton tat es nicht, so dass Greg statt dessen vorlesen musste, was „gesprochen“ wurde).
Der Abend wurde mit Storytelling abgeschlossen, welches aber wiederum parallel zu einem weiteren Run meiner Hero Wars Runde stattfand. Das Ergebnis dieses zweiten Versuchs diese Episode zu spielen war, was die Zufriedenheit der Spieler betraf, genauso gut wie der erste, nur gab es hierbei andere Ideen und Ansätze der Spieler. Die Erfahrungen aus beiden Spielrunden, werden in weitere Sessions einfließen.

Der Sonntag hatte einen Nach- aber auch einen Vorteil: Es war der letzte Tag des Cons, endete aber auch erst spät Abends.
Ein Seminar über das Lunare Imperium, das „Imperial Lunar Handbook“ und dessen noch folgenden Volumes gab gleich den richtigen Einstieg.
Wer wollte konnte sich auf zwei Events die beiden den Markt dominierenden Fantasy-Computerspiele von ihren Designern demonstrieren lassen: Ken Rolston stellte „Morrowind“  vor und Sandy Petersen gab Einblicke in „Age of Mythology“.
Die Auktion läutete schon langsam das Ende des Cons ein. Auch dieser Con bestätigte einmal wieder, dass innerhalb der Szene auch seltene RQ2 Module weit verbreitet sind, so dass nur wirklich seltene Manuskripte Höchstpreise erzielen konnten (die dann aber doch gar nicht mal so hoch waren, da der Umrechnungskurs des kanadischen Dollars zu Gunsten der US-Amerikaner und Europäer war).
Im Anschluss konnte noch „King of Dragon Pass“ gezockt, an einer Runde „Tarsh War“ bei Nick Brooke teilgenommen, oder die letzten Panels besucht werden, bevor auf der Closing Ceremonie dann den Veranstaltern und Gästen gedankt und der Con als beendet erklärt wurde. Aber nicht ohne zuvor anzukündigen, dass sich dieser Event im nächsten Jahr wiederholen soll: Dann möglicherweise in South Carolina.

Ein netter, wenn auch viel zu kleiner und viel zu kurzer Con. Für Andy und mich ging unser Kanada-Urlaub dann erst richtig los, aber das gehört nicht hierher.
Jetzt da ich diesen Bericht schreibe und alle GloranthaCon-Ereignisse Revue passieren lasse, freue ich mich schon wieder auf TENTACLES Extravaganza.